SPAR verschärft Nachhaltigkeits-Richtlinien für Fischprodukte Zehn Jahre Fischeinkaufspolitik und Kooperation mit WWF Österreich Vor zehn Jahren hat sich SPAR Österreich eine strenge Fischeinkaufspolitik auferlegt und verbannt seither konsequent Produkte aus dem Sortiment, die nicht den strengen Kriterien des WWF Österreich entsprechen. Heute sind daher im Fisch-Bereich alle SPAR-Markenprodukte und 99 Prozent des Gesamtsortiments als verantwortungsvoll eingestuft. Das sind rund 630 Produkte und damit das größte verantwortungsvolle Fischsortiment Österreichs. Zum Jubiläum verstärkt SPAR die Ambition. Fisch-Produkte müssen schrittweise zusätzliche Kriterien bei Futtermitteln erfüllen und auch Produkte mit MSC- oder ASC-Siegel werden vom WWF nochmals genau geprüft, bevor sie ins Sortiment aufgenommen werden. Einen aktuellen Schwerpunkt legt SPAR bei verantwortungsvollem Fisch am Grill. Besonders nachhaltig und beliebt in der Grillsaison ist der SPAR Natur pur Bio-Lachs aus Norwegen. Knapp 700 Herkünfte von Fisch- oder Meeresfrüchte-Produkten beurteilt WWF-Fischerei- und Meeresexperte Axel Hein jedes Jahr anhand von Spezies, Fanggebiet und Fang- oder Zuchtmethode: „Wir analysieren Daten zu Gesundheit und Vorkommen der Fische und können so Regionen definieren, in denen eine weitere Befischung riskant wäre. Auf dieser Basis stufen wir Produkte dann als verantwortungsvoll gefangen oder als nicht nachhaltig ein“, so der Meeresbiologe. Für Zuchtfisch wendet er zusätzliche Kriterien an, wie beispielsweise Besatzdichten oder Mortalitätsraten, die nicht überschritten werden dürfen. SPAR Österreich beauftragt den Meeresbiologen des WWF seit über zehn Jahren damit. Für alle Produkte, die laut WWF die Fischbestände gefährden und somit zu einer Überfischung beitragen, sucht SPAR andere Quellen oder nimmt sie sogar komplett aus dem Angebot. Neue Schwerpunkte in SPAR-Fischeinkaufspolitik Zehn Jahre nach der ersten Auflage der SPAR-Fischeinkaufspolitik ist diese gemeinsam mit dem WWF erneuert worden. SPAR verpflichtet sich nach wie vor selbst, nur Fische aus rückverfolgbarer und legaler Fischerei zu führen, die nicht auf der roten Liste der bedrohten Arten stehen. „Es gibt jetzt noch strengere Kriterien. Zum Beispiel darf bei Garnelenzuchten keine Waldumwandlung nach 1999 mehr stattgefunden haben, weil davon insbesondere wertvolle Mangrovenwälder betroffen sind. Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass seit 1980 3,6 Millionen Hektar Mangrovenwälder weltweit verloren gegangen sind. Ein wesentlicher Grund dafür sind Garnelen-Zuchten. Auch beim Soja-Anbau für Futtermittel ist Entwaldung ein Problem, gegen das die EU zukünftig vorgehen will. Wir sind hier bereits einen Schritt weiter“, bestätigt SPAR-Vorstand Markus Kaser. Neu überprüft werden auch alle Fischprodukte bis zurück zum Fangschiff und der Aquakultur, die ein MSC- oder ASC-Siegel tragen. „Die Rückverfolgbarkeit ist durch die Zertifizierung zwar gegeben, aber unsere eigenen Kriterien sind schärfer. Daher schauen wir hier noch genauer darauf“, sagt WWF-Experte Hein. Insbesondere bei der Beurteilung von Aquakulturen wird der effiziente Futtermittel-Einsatz und das Tierwohl bei Fischen künftig ein zusätzliches wichtiges Kriterium sein. Aktueller Schwerpunkt: Fisch am Grill Streng geprüft vom WWF wird auch das aktuelle Sortiment an Fischen und Meeresfrüchten, die sich besonders für den Grill eignen. Besonders beliebt sind dabei Fischfilets natur oder mariniert, wie das SPAR Natur*pur Bio-Lachsfilet aus Norwegen. Die Lachse werden in kleineren Gruppen gehalten, pflanzliche Bestandteile des Bio-Futters sind garantiert gentechnik-frei, notwendiges Fisch-Mehl und -öl im Futter stammt aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei, oder aus Abschnitten der Filettierindustrie. „Bio-Fisch hat auch den Vorteil, dass die Lieferkette besser nachzuvollziehen ist, weil alle Akteure zertifiziert sein müssen – das erhöht die Sicherheit des Lebensmittels“, so WWF-Experte Axel Hein. Neue Leuchtturm-Projekte Viele der heute im SPAR-Fischsortiment selbstverständlich gewordenen Produkte, sind als Leuchtturm-Projekt gestartet. Mit der neuen Fischeinkaufspolitik beginnt SPAR auch neue richtungsweisende Projekte: Für fleischfressende Zuchtfische werden derzeit noch Meeresfisch und für Bio-Fisch-Abfälle aus den Überresten der Verarbeitung von Speisefischen aus Wildfang verwendet. Derzeit wird verstärkt an Futter-Insekten, Algenprotein und -öl geforscht, die zunehmend wild gefangenen Fisch ersetzen können. SPAR startet Projekte zu alternativen Futterquellen, wie beispielsweise Futter-Insekten, die sich ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft von Lebensmittelresten ernähren. Futter für ASC-zertifizierte Fisch-Produkte im SPAR-Sortiment wird schrittweise auf garantiert gentechnik-freie Quellen umgestellt. Das betrifft insbesondere den Soja-Anteil, der zunehmend aus gentechnik-freiem europäischen Anbau stammt. Rückverfolgbarkeit bis zum Fangschiff oder der Fischzucht ermöglicht interessierten Kunden eine bewusste Entscheidung für Produkte auf Basis gesicherter Informationen. Daher baut SPAR nach dem Thunfisch- und Fischstäbchen-Tracking auch für weitere Produkte die Rückverfolgung anhand von Chargennummern auf. Ausweitung auf weitere SPAR-Länder Ländergesellschaften der SPAR Österreich-Gruppe sind auch in Italien, Ungarn, Kroatien und Slowenien im Lebensmittelhandel tätig. Diese Länder haben unterschiedliche Ausgangsbedingungen durch unterschiedlichen Fischkonsum, Einkaufsgewohnheiten und teilweise eigenen Meer-Zugang. Zukünftig wird SPAR die in Österreich entwickelte Fischeinkaufspolitik auch in diese Länder übertragen und an die örtlichen Gegebenheiten anpassen. Sowohl die WWF-Experten als auch die Sortimentsverantwortlichen werden ihre Expertise in diesen Ländern zur Verfügung stellen, um die regionalen Sortimente zunehmend an den Kriterien des WWF auszurichten. Regionaler Fisch und plant-based-fish ausgebaut Da die Eigenversorgung mit Fisch in Österreich statistisch bereits im Jänner erschöpft ist, forciert SPAR vor allem im Frischfisch-Bereich das Angebot von regionalen und lokalen Fischarten aus österreichischen Gewässern. „Wir suchen seit einigen Jahren immer neue Fischzüchter als Lieferanten, die unsere Märkte je nach ihren Kapazitäten direkt beliefern können. Das ist Teil unserer Regionalitätsinitiative“, wirbt Markus Kaser um neue Lieferanten. Auch bei geräucherten Fischprodukten im SB-Bereich wird auf österreichische Herkunft Wert gelegt. Derzeit noch ein relativ kleines Sortiment, aber mit großem Wachstumspotential, ist veganer Fischersatz. Plant based fish, also Nahrungsmittel aus Pflanzen, die in Geschmack und Textur Fisch nachempfunden sind, gewinnen laufend an Bedeutung. SPAR arbeitet mit Startups wie beispielsweise Vegan Zeastar zusammen und baut dieses Trendsortiment laufend aus. Laufende Arbeit am Sortiment notwendig „Fischbestände sind keine fixe Größe, sondern abhängig von Umwelteinflüssen und natürlich der Befischung. Sie ändern sich ständig und bedingen daher eine laufende Anpassung des Sortiments“, sagt WWF-Meeresbiologe Axel Hein. Daher hat sich das SPAR-Sortiment seit Beginn der Zusammenarbeit mit dem WWF Österreich stark verändert. „Wir mussten zu Beginn alle Fische aus dem Sortiment nehmen, die auf der roten Liste gefährdeter Arten standen oder nur mit zerstörerischen Fangmethoden gefischt werden konnten. Hoki oder Seeteufel, die sich in den Fischtheken besonders gut präsentieren ließen, gibt es bei uns seither nicht mehr“, so SPAR-Vorstand Markus Kaser. Seit 2017 finden sich unter den SPAR-Marken keine Fischprodukte mehr, die vom WWF als nicht nachhaltig bezeichnet werden, über das gesamte Sortiment liegt der Anteil bei 99 Prozent. Damit dies so bleibt, ist auch nach zehn Jahren eine laufende Anpassung notwendig. „Bei der jüngsten Überprüfung haben wir unsere Kriterien nochmals verschärft. Zum Beispiel stufen wir auch MSC-zertifizierte Fische nicht automatisch als gut ein, sondern prüfen sie ebenfalls bis zum Fangschiff-Level. Dadurch sind erstmals seit drei Jahren auch SPAR-Produkte wieder schlechter bewertet worden“, sagt Hein. „Mit der Konsequenz, dass wir diese Fische auf nachhaltige Herkünfte umgestellt oder aus dem Angebot genommen haben“, ergänzt Markus Kaser. Auch mit Markenartikel-Herstellern führt SPAR intensive Gespräche und bewertet deren Produkte im SPAR-Sortiment. „Das ist einzigartig im Handel. Denn während sich übrige Händler oft auf die eigenen Marken konzentrieren, nehmen wir auch Markenartikel-Hersteller in die Pflicht“, sagt SPAR-Vorstand Kaser. Konsequenz daraus war beispielsweise, dass sehr beliebte Sardinen einer bekannten Marke eine Zeit lang bei SPAR nicht erhältlich waren, da die Sardinenbestände im Nordostatlantik instabil waren und keine nachhaltige Befischung erlaubt haben. Heute gibt es dieses sehr beliebte Produkt wieder, nachdem sich die Bestände erholt haben.